Besinnlich, beseelt, beherzt.

Alte Musik in der Stiftskirche Ebersdorf

   

2023 08 stiftskirche

Foto: Sramek

 

Mit einer Überraschung begann die traditionelle Veranstaltung des Chemnitzer Musikvereins am 27. August 2023 in der Stiftskirche Ebersdorf, noch bevor die ersten Klänge zu erleben waren. Denn die Zuhörerinnen und Zuhörer des erfreulich gut besuchten Kammer­musikkonzerts wurden gebeten, die ersten Reihen im Kirchenschiff freizulassen. Statt in Altarnähe standen nämlich die Notenständer im angrenzenden Gang.

    Als die drei Solisten Christopher B. Fischer (Gesang), Karoline Borleis (Barock­violine/-viola) und Janis Neteler (Theorbe) mit Georg Philipp Telemanns „Die Landlust. Kleine Kantate von Wald und Au“ beschwingt begannen, wurde rasch klar, warum die Interpreten diese Aufstellung wählten: Die Musik mit einer Theorbe bringt den Reiz besonderer Empfindsamkeit und Feinsinnigkeit, die sich offenbar am besten über innerliche und äußerliche Nähe vermittelt. Spannend war deshalb nicht nur zu verfolgen, welche Klangfarben sich aus heutiger Perspektive sehr leise vom Instrument aus entfalten lassen, sondern auch, wie sich die beiden Partner darauf einstellten.

     Der stimmgewaltige Christopher B. Fischer löste die Aufgabe der Gestaltung durch treffende Zurückhaltung. Weitere Vokalwerke Telemanns boten daher angemessene Gelegenheit, effektvolle Unterschiede in der Umsetzung von Rezitativen und Arien zu entdecken sowie feine Lautmalereien, wie etwa bei der im Text vorkommenden Nachtigall oder auch beim sich aufschwingenden Adler.

     Zusätzliche Abwechslung brachten die organisch zwischengefügten Instru­men­talteile zudem mit einem Werk von Johann Joachim Quantz und dem erstaunlich modern wirkenden Stück von Marin Marais. Hier begeisterte gerade Karoline Borleis mit ihrem wundervollen Einfühlungsvermögen, während Janis Neteler auch durch seinen verbalen Hinweis mit dem schon von dem berühmten Musikologen Johann Mattheson 1713 nicht nur scherzhaft genannten Instrumenten-Problem umzugehen verstand: „wenn ein Lauteniste 80 Jahre alt wird/so hat er gewiß 60 Jahre gestimmet“.

Christoph Sramek