Prof. Dr. Michael Maul:

„Leipzig sucht den Super-Kantor – Bachs langer Weg ins Thomaskantorat“

 

Fast bis auf den letzten Platz gefüllt war der Kammermusiksaal der Städtischen Musikschule Chemnitz, als der Intendant des diesjährigen Leipziger Bachfestes zwei Tage nach dem großen Festakt anlässlich des genannten Bach-Jubiläums in der Musik- und Messestadt zum Musikclub kam. Viele Musikfreunde aus Chemnitz und Umgebung kennen den international außerordentlich geschätzten Musikwissenschaftler vor allem durch seine sieben (!) vorangegangenen Vorträge hier, als Autor preisgekrönter Bücher, durch den wöchentlich im MDR zu hörenden Podcast „Die Bach-Kantate mit Maul & Schrammek“ und die für Deutschlandfunk Kultur produzierte, frei im Netz abrufbare 33-teilige Bach-Hörbiografie „Universum JSB“.

 

                                                            2023 bach  maul

                                                                                Copyright Foto: Gert Mothes

 

Angesichts der gegenwärtigen Publikationen zu diesem musikalischen Großereignis des 300. Jahrestages des Leipziger Amtsantritts von Johann Sebastian Bach mag manchem Besucher nicht unbekannt gewesen sein, dass die damaligen Stadtoberen einen weiten Weg beschreiten mussten, um den möglichst Besten der Besten für die höchst anspruchsvolle Kantorenstelle zu finden. Welch ungeheure Dramatik allerdings mit dieser Berufung verbunden war, entfaltete der am Ende mit großem Beifall bedachte Referent derart authentisch-tiefgreifend, ja mitunter erschütternd, sodass sich die kaum fassbare Genialität der Musik Bachs wundersam deutlich erspüren ließ.

Michael Maul hatte es sich nicht nehmen lassen, die erstaunlich umfangreich vorhandenen Beratungsprotokolle, Briefe und Berichte über Vorstellungs-Konzerte - mit den Thomanern sowie begleitenden Instrumentalisten - auszuwerten und entscheidende Textstellen nicht nur ins Bild zu rücken, sondern durch oft mit bewusst leicht vom sprachlichen Dialekt gefärbten professionell agierenden Sprechern einzuspielen. Außerdem erklärte Prof. Dr. Maul selbst eindrucksvoll aufschlussreiche Beweggründe von Bewerbern sowie von damaligen Bewertern und brachte die damit in Verbindung stehenden, ganz unterschiedlichen eigenen Werke eines Georg Philipp Telemann und Christoph Graupner im Vergleich zu Bachs Schöpfungen zu Gehör. Dadurch konnten plastische Eindrücke entstehen von der weltweiten Bedeutung und Beliebtheit gerade Bachs kirchenmusikalischer Vokalkompositionen. Zugleich vermittelte sich, was Michael Maul auch mit seinem in Kürze erscheinenden neuen Buch zu erkennen gibt, wie er selbst sagt: „Eine Liebeserklärung an Johann Sebastian Bach“. (cs)