Mit begeisternder Spielfreude und berührender Gestaltungstiefe

 

Lehrende der Städtischen Musikschule Chemnitz im Kaleidoskopkonzert „Beethoven plus“ am 25.9.2021

 

 2021 beethoven konzert musikschule

     Foto: Thomas Schpriker

 

Wer sich der öffentlichen Interpretation von Ludwig van Beethovens Werken zuwendet, stellt sich einer immensen Herausforderung angesichts der genialen Ausdruckskraft dieser Musik, ihrem enormen Bekanntheitsgrad sowie den damit verbundenen technischen Finessen. Lehrende der Städtischen Musikschule Chemnitz vertrauten zu recht ihrem hohen Können und würdigten das künstlerische Schaffen des großen Komponisten rückblickend auf dessen 250. Geburtstag mit instrumentaler Kammermusik, einem markanten Ausschnitt aus dessen einziger Oper „Fidelio“ sowie einem künstlerischen Brückenschlag, der von einem berühmten Zeitgenossen Beethovens bis in die unmittelbare Gegenwart reichte.

Den ersten Teil des Programms gestalteten die Instrumentalisten Ulrike Wächtler und Christiane Korn (Violine), Sebastian Mickelthwate (Viola), Annegret Müller (Violoncello) und Gabriele Ratzmann (Klavier) sowie die Vokalsolisten Jana Büchner und Nancy Gibson (Sopran), André Riemer (Tenor) und Sebastian Richter (Bass). Zur Eröffnung des Konzerts erklangen der 2. und 4. Satz aus Beethovens relativ frühem Streichquartett F-Dur, Op. 18, Nr. 1. Dabei hoben die Akteure durch bewusst betonte Einzelstimmen anfangs die frappierende Verwandtschaft der strukturellen Vorgabe mit einer Opernarie hervor, während sie im Finalsatz gerade in den leiseren Passagen die Ausdruckstiefe dieser Musik auf sehr berührende Weise empfinden ließen.

Weniger anspruchsvoll schien vor der Pause Beethovens Klaviertrio g-Moll/G-Dur, op. 121a zu sein, denn der Komponist fügt den Untertitel Zehn Variationen über das Lied „Ich bin der Schneider Kakadu“ hinzu. Doch der versierte Moderator Wolf-Eike Bartels führte den erfreulich großen Kreis des Publikums auf offensichtlich damit verbundene Spuren von Biografie und Zeitgeist, die durch die Rezitation von Beethovens eigenen Textdokumenten, dem „Heiligenstädter Testament“ sowie später seinem Brief an die „Unsterbliche Geliebte“, eigene künstlerische Höhepunkte innerhalb des Konzerts schufen. Die Interpreten antworteten ihrerseits darauf mit dem erschütternd plastisch herausgearbeiteten Kontrast zwischen Introduktion und Variationen-Teil und erhielten dafür besonders viel Beifall.

Sogar Bravo-Rufe gab es für das bekannte Vokal-Quartett „Mir ist so wunderbar“ aus Beethovens Oper, da hier die weit über Chemnitz hinaus bekannten Sängerinnen und Sänger einmal ganz nah erneut auf bezaubernde Art zu erleben waren.

Die außerordentlich große Zustimmung setzte sich bis zum Ende des Abends fort, weil die nun folgenden drei Pianisten ebenso beherzt zu Werke gingen und auch optisch ihre Spielfreude zu erkennen gaben: Anil Büyükikiz trug Franz Schuberts Impromptu c-Moll, op. 90, Nr. 1 mit fantastischem Einfühlungsvermögen in den romantischen Gestus vor, während Marc Lohse den letzten Satz von Beethovens Klaviersonate D-Dur, op. 28 herrlich locker aus dem Ärmel schüttelte, gerade weil auch er auswendig spielte.

Für einen originellen heiteren Kehraus sorgte schließlich Torsten Reitz, der abwechselnd und sogar gleichzeitig auf Klavier und Toy-Piano agierte, um Walter Zimmermanns Geburtstagsständchen zu Beethovens rundem Geburtstag mit Namen „Groll und Dank“ ganz köstlich darzubieten.

CS